Gefühle und Reaktionen in konflikthaften Situationen sind oft nicht zu steuern, sie fluten uns regelrecht. Alle Sinneseindrücke werden im Gehirn (Amygdala) in Sekundenbruchteilen bewertet. Werden diese als bedrohlich eingestuft, löst das Stress aus und wir reagieren mit der Tendenz zu kämpfen, zu flüchten oder zu erstarren. Erst danach reagiert der präfrontale Cortex des Gehirns und prüft die erste Reaktion. Dabei spielen Werte, (Selbst-)Erziehung und Erfahrungen eine wichtige Rolle (vgl. dazu die Biografiearbeit im letzten Beitrag). Wenn nach dieser Prüfung durch den präfrontalen Cortex besonnen reagiert und gehandelt wird, können konflikthafte Situationen entschärft und gelöst werden. Wenn die Selbststeuerung jedoch reduziert oder ganz ausfällt wird die Wahrnehmung, das Denken, Fühlen, Wollen und Handeln der Menschen beeinträchtigt und verengt (F. Glasl, Konfliktmanagement, 2020, S. 39-54). Dies erschwert oder verhindert lösungsorientiertes Vorgehen und kann in eine Abwärtsspirale führen. Mehr dazu lesen Sie in einem späteren Beitrag.
Obwohl die ersten unwillkürlichen Reaktionen unseres Gehirns archaisch und affektgetrieben sind, sind sie trotzdem sehr wichtig. Wenn wir sie bewusst wahr- und erst mal annehmen, weisen sie uns auf verletzte Werte, Kränkungen und nicht beachtete Bedürfnisse hin. Dies ernst zu nehmen und anzuerkennen, eröffnet uns neue Handlungsmöglichkeiten und macht uns freier. Sind die Verletzungen sehr gross kann ein Coaching oder eine Supervision angebracht sein.